Prächtige Flora am Mattmark-Stausee

Da es aufgrund der Coronasituation vereinsmässig nichts Wichtiges zu vermelden gibt, möchte ich hier kurz über eine Wanderung um den Mattmarkstausee im Wallis berichten.

 

Die Strasse am oberen Ende des Saastal endet auf einer Höhe von 2200 m ü. M. an Europas grösstem Erdstaudamm, der den Mattmarkstausee bildet. Die Höhe des Sperrwerks beträgt knapp 200 m und wurde mit gebrochenem und sortiertem Moränenmaterial des Allalingletschers aufgeschüttet. Zur Abdichtung wurde wasserseitig feineres und talseitig, zu Stützung, gröberes Material eingebaut. Bevor die Aufschüttung erfolgen konnte, bohrte man hunderte von Löchern in der Sohle, welche mit Mörtel, unter hohem Druck verfüllt wurden. Damit erreichte man die Verfestigung des Gesteins als Fundament für den späteren Damm.

Aus Chroniken ab dem 16. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass das Saastal wiederholt durch verheerende Überschwemmungen heimgesucht wurde, die Verwüstungen bis nach Visp verursacht hatten. Diese Ereignisse gingen mit dem Wachsen und dem Schmelzen des Allalingletschers einher. Wuchs die Gletscherzunge, so vermochte sie das Tal zu sperren und das Wasser hinter sich zu stauen. Bildete sich der Gletscher zurück oder brach durch den Druck des aufgestauten Wassers, so entleerte sich dies und brachte grosse Zerstörung über das Kulturland und die Wohnsiedlungen.

 

Um solche Ereignisse in den Griff zu bekommen und vor allem auch den wachsenden Energiebedarf zu decken, beschloss man einen Staudamm für die Stromproduktion zu bauen. Die Arbeiten starteten im März 1959 mit dem Bau der Strasse und endeten mit einem Jahr Verspätung im Jahr 1967. Zur Bauverzögerung kam es, da das Bauarbeiter-Camp, das unterhalb des Allalingletschers errichtet worden war, durch einen Gletscherabbruch überschüttet wurde. In Sekunden donnerten rund 2 Mio m3 Eis und Geröll talwärts und begruben das Camp unter einer bis zu 50 m dicken Schicht. Das schreckliche Unglück forderte 88 Menschenleben, die nach monatelangen Aufräumarbeiten geborgen werden konnten. Unterhalb des Damms erinnert heute eine einfache Gedenkstätte an das tragische Ereignis.

 

Trotz des schrecklichen Unglücks brachte der Dammbau mit Kraftwerk letztlich Wohlstand ins Tal. Der Grundstein dafür legte der Aus- und Neubau der Strasse. Viele fanden mit dem Bau und dem Betrieb der Anlagen Arbeit und Verdienst. Zur Zeit der Bauarbeiten waren insbesondere Personen und Unternehmungen im Logistikbereich gefragt.

 

Heute führt ein leicht begehbarer Wanderweg rund um den Stausee, der auf der westlichen Seite weitestgehend asphaltiert ist. Spektakulärer als der Weg an sich, ist die vielfältige Flora, die es zu bestaunen lohnt. Die Fotos zeigen die Situation Ende Juni 2020.

 

30.07.2020/HJO

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